Wollen nicht alle glänzen?

Das Namensschild der Schweizer Studienstiftung, am Hauseingang des Sitzes in Zürich. Foto: Mara Hofer

05. Mai 2022

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Die Schweizer Studienstiftung fördert talentierte Studierende. Doch wie legitim ist die Förderung von Leuten, die ohnehin schon privilegiert sind?

Wer beim Maturabschluss mit einem Schnitt von 5,3 brilliert, wird dafür mit einer Einladung der Schweizer Studienstiftung belohnt, einer Organisation zur Förderung und Weiterbildung begabter und engagierter Student*innen. Geeignet für die Mitgliedschaft sind breit interessierte und neugierige Menschen. «Dass man beispielsweise nicht nur Physik liebt, sondern auch Belletristik verschlingt», erklärt Klara Sekanina, die leitende Direktorin. «Neugier. Motivation. Verantwortung» – diese drei Wörter sind für die Stiftung gross geschrieben und prangen ganz zuoberst auf der internen Website. Wer aufgenommen werden will, muss sich vorab bewerben und sollte nebst interdisziplinärem Interesse auch vernetzt denken können und sich gesellschaftlich engagieren.

Ist es ein Match?

Dem Bewerbungsdossier, welches Zeugnisangaben, Motivationsschreiben, wie auch einen tabellarischen und ausführlichen Lebenslauf beinhalten soll, müssen zwei Empfehlungsschreiben von Personen aus dem Bildungsumfeld und ein Essay oder Kurzfilm über ein vorgegebenes Thema beigelegt werden. Auf die Bewerbung, wenn begutachtet und akzeptiert, folgt ein eintägiges Assessment vor Ort. Dafür gestaltet jede*r Bewerber*in einen Vortrag, leitet dazu eine Diskussionsrunde, muss dann noch einige Fragen in einem persönlichen Gespräch
beantworten und wird schliesslich aufgenommen oder abgelehnt.

Lydia Tchambaz ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Studienstiftung und dort unter anderem für die Auswahl und Betreuung der Geförderten zuständig. Sie schloss ihr Doktorat in Klinischer Pharmakologie und Toxikologie an der Uni Basel ab. Foto: Mara Hofer

Was nach grossem Aufwand klingt, scheint weniger eine Prüfung zu sein als «die Möglichkeit, sich persönlich kennenzulernen und zu sehen, ob die Stiftung wirklich das Richtige ist für die betreffende Person – und ob sie ein geeignetes Profil hat für die Stiftung», meint Lydia Tchambaz, eine wissenschaftliche Mitarbeiterin der Studienstiftung, die unter anderem für die Auswahl und Betreuung der Geförderten zuständig ist. «Beim Assessment geht es nicht um richtig oder falsch, sondern eher um einen Abgleich; matchen wir oder nicht?».

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Insgesamt kommen pro Jahr etwa 180 Anmeldungen rein, 85% der Bewerber*innen werden aufgenommen. Ungefähr die Hälfte der Bewerber*innen treten direkt nach der Matura bei, allerdings ist der Beitritt auch noch mitten im Studium möglich. Gründe mitzumachen, gibt es einige, denn die Stiftung bietet ihren Geförderten viel: die Vernetzung mit anderen Studierenden, ein internes Bildungsprogramm und die Beratung durch Mentor*innen (akademische Fachleute) zu Fragen rund um Studium, Beruf und Karriere. Die Geförderten können an diversen Seminaren teilnehmen, diese selbst mitorganisieren, sich austauschen und gemeinsam Ideen weiterverfolgen.


Die Schweizer Studienstiftung wurde 1991 nach deutschem Vorbild gegründet. Im Vergleich zum deutschen Modell, das bereits 1925 gegründet wurde, wird die Schweizer Stiftung nur marginal vom Staat finanziert und vergibt Stipendien nur punktuell. Im Fokus der Schweizer Studienstiftung steht nicht die finanzielle Unterstützung, sondern die interdisziplinäre Weiterbildung.


Ein weiteres Angebot sind die Sommerakademien; einwöchige Weiterbildungen während den Sommerferien, die jeweils im Tessin stattfinden. Dort nehmen sich die Teilnehmenden viel Zeit für die intensive Auseinandersetzung mit bestimmten Inhalten, wie zum Beispiel dem Thema «Staatsphilosophie». Auf der internen Plattform «who is who?» können sich die Geförderten selbständig vernetzen und die Aufteilung in Lokalgruppen ermöglicht physische Treffen. Die Stiftung bietet auch intern viele Möglichkeiten, sich zu engagieren. Es existieren diverse Vereine und Projekte, die von Geförderten ins Leben gerufen wurden und auf der Website übersichtlich dargestellt sind. Dazu gehört «foraus», ein Online-Format, das zur Kommunikationskultur beitrage und regelmässig wissenschaftliche Inputs betreffend der Schweizer Aussenpolitik publiziert.

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15% der Bewerbenden erhalten eine Absage. Dies habe jedoch nichts mit persönlichen Kompetenzen und Qualifikationen zu tun, denn wer zum Assessment eingeladen wurde, hatte ein überzeugendes Dossier. Oft haperts nicht an der schulischen Leistung, sondern am mangelnden gesellschaftlichen Engagement. Wie dieses Engagement aussehen sollte, legt die Stiftung nicht fest. Jede*r müsse das für sich selbst definieren, eine gute Begründung vorbringen und die Motivation aufzeigen.Grundsätzlich gehe es darum, was in der Freizeit für andere getan werden könne und wie mensch der Gesellschaft einen Mehrwert bringe. Dazu zählt der Stiftung zufolge auch «Care Arbeit», wenn zum Beispiel ein Elternteil lange krank war, und die Person sich um die jüngere Schwester kümmern musste.

«Die Studierenden werden gefördert, aber sie bringen auch etwas mit, engagieren sich, bieten vielleicht ein Seminar an.»

Andere typische Beispiele sind politischer Aktivismus oder kulturelle oder soziale Leistungen. Zentral ist, dass es nicht nur um die eigene Person geht.Es kämen auch immer wieder Bewerbungen rein, die ein ganz anderes Mindset aufweisen. Das seien dann meist Student*innen mit ausgezeichneten Noten, schnell werde jedoch klar, dass diese Personen einfach nur konsumieren möchten. «Wir sind vorsichtig bei der Aufnahme», meint Mitarbeiterin Lydia. «Die Studierenden werden gefördert, aber sie bringen auch etwas mit, engagieren sich, bieten vielleicht ein Seminar an oder organisieren eine Gruppenlektüre». Oft fehlt es da am gesellschaftlichen Engagement und es geht nur um den Lebenslauf, der wie eine Checkliste verstanden wird. Die Mitgliedschaft bei der Stiftung würde sich in der Laufbahnplanung gut machen und Zugang zu einem Netz mit Stipendien zu erhalten, ist praktisch. Solche Bewerbungen seien nicht im Sinne der Studienstiftung, meint Lydia.

Karriereboost

Obwohl sich solche Leute, die oft an Eliten-Universitäten studieren, von der Mitgliedschaft Karriereförderung versprechen, meint Klara Sekanina, dass dies nicht das Ziel der Studienstiftung sei. Es gehe nicht um die Herausbildung einer akademischen Elite oder um das Schmieden von Lebensläufen, erklärt die Direktorin, sondern darum, engagierte Leute zusammenzubringen, sie dabei zu unterstützen, ihre Freiräume wahrzunehmen und sich zu überlegen, wie sie ihr Können in einen Mehrwert umwandeln.

Klara Sekanina ist die Direktorin der Studienstiftung. Sie hat an der ETH Zürich sowie der Columbia University studiert und in Chemie promoviert. Foto: Mara Hofer

Die Geförderten sollen mit dem Rüstzeug ausgestattet werden, schwerwiegende Probleme zu lösen, mit denen die Welt konfrontiert ist. So verspricht die Stiftung, dass ihre Investitionen in die Studierenden der Gesellschaft auch wieder zugutekommen. Mitglied Sofie stellt sich das so vor, dass «Geförderte später eine Organisation für Flüchtlingshilfe oder ein Startup gründen mit Solarenergie». Wie Nicole* jedoch erklärt, gebe es auch Geförderte, die sich doch offensichtlicher auf ihre Karriere statt auf das gesellschaftliche Engagement fokussieren. Diese Leute würden «perfekt scheinen wollen und eine Mauer aufbauen, die es schwierig macht, sie näher kennenzulernen», so Nicole.

Die Möglichkeit, durch die Mitgliedschaft in der Stiftung die eigene Laufbahn zu pushen, besteht sicherlich. Denn nebst den thematischen Angeboten werden die Geförderten auch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützt. So zum Beispiel können sie sich in interaktiven Seminaren auf Bewerbungsgespräche vorbereiten, ihre Rhetorik trainieren oder sogenannte «soft skills» verbessern. «Solche Veranstaltungen sind unglaublich wertvoll, ich habe viel davon profitiert. Sie stärken das Selbstvertrauen, das sichere Auftreten, das kritische Denken und wie man mit Leuten umgeht. Das sind Fähigkeiten, die man fast überall brauchen kann, zum Beispiel auch für Führungspositionen», so Mitglied Sofie.

Ein elitärer Verein?

Tatsächlich scheint die Stiftung auf viele den Eindruck zu machen, als würde sie reine Karriereförderung betreiben. Der Einladung wird oft misstrauisch begegnet. Sie scheint einen elitären, etwas abgehobenen Eindruck zu hinterlassen. Mitglied Lena* meint dazu: «Ich verstand das Konzept der Stiftung nicht und es machte mich misstrauisch, dass man sich dafür aufwändig bewerben muss. Ausserdem sah ich mich nicht als besonderes Talent. Stattdessen fragte ich mich, ob das ein Rotary Club für junge Leute ist. Ich glaube, diesen Eindruck haben viele, es ist jedoch ein zu einfaches Narrativ». Auch das Assessment schreckte sie erst einmal ab, das Format erinnerte an eine Consulting-Firma, und so landete die Einladung in Lenas Fall direkt im Altpapier. Mitglied der Stiftung wurde sie erst während des Studiums, als ihr ein guter Freund den Beitritt empfohlen hatte. Wie viele Leute die Einladung wie Lena ignorieren, ist nicht bekannt. Auch nicht, wie viele überhaupt einen Brief erhalten. Denn nicht die Studienstiftung, sondern die Gymnasien selbst verteilen die Unterlagen.

Mit dem Vorwurf, elitär zu sein, sieht sich die Stiftung allerdings oft konfrontiert. Die Geschäftsleitung jedoch verneint dies. Lydia Tchambaz argumentiert: «für mich bedeutet Elite, dass du nie dazugehören wirst, egal wie sehr du dich anstrengst, wenn zum Beispiel der Beitritt mit familiärem Hintergrund zusammenhängen würde. Das ist bei uns nicht der Fall». Eine genauere Betrachtung des Wortes «elitär» scheint hier hilfreich zu sein. Denn im Kern bedeutet «Elite»: «Die (in Bezug auf ein bestimmtes Kriterium) besten Personen (einer Gruppe oder Gesellschaft)», was meist negativ konnotiert ist. So gesehen gibt es aber in jeder Gruppe eine Elite – ob das gut oder schlecht ist, ist damit noch nicht gesagt.

Im Sportbereich beispielsweise bildet sich in Vereinen oft eine «Elite» mit Leuten, die aktiver oder begabter sind. Die steigen in den Kader auf und wechseln allenfalls später ins Nationalteam. Allerdings scheint die negative Konnotation in solchen Fällen weniger mitzuschwingen. Dann gibt es Elitengruppen wie Kartelle, die sehr exklusiv sind und von deren Existenz nur sie selbst profitieren, oder elitäre Gruppen, die das Ziel haben, selbst noch privilegierter zu werden. Es gibt aber auch «Eliten» im Sinne von «leistungsstarken Teilgruppen», deren Ziel nicht die eigene Profilierung ist. So versteht sich die Stiftung. Denn die sozialen und finanziellen Ressourcen, die aufgewendet und in sinnvolle Projekte investiert würden, seien ein Mehrwert für die Gesellschaft insgesamt. Lena zufolge wirkt das Engagement-Kriterium da wie ein Filter, der sicherstellt, dass die tendenziell privilegierten Mitglieder der Stiftung ihre Privilegien für einen guten Zweck einsetzen.

Profilierung Privilegierter?

Privilegiert sind viele Geförderte tatsächlich. «Wir sind diejenigen, die genug Zeit und Platz im Kopf haben, um uns nebenbei noch gesellschaftlich zu engagieren», findet Lena. Dass die Studienstiftung mehrheitlich Leute mit akademischem Hintergrund fördert, werde unter den Geförderten aktiv diskutiert. Denn dadurch hängt der Beitritt durchaus mit dem familiären Hintergrund zusammen und es kommt zur Reproduktion der sozialen Schichten unserer Gesellschaft.

Allerdings stellt sich die Frage, ob und wie das verhindert werden könnte. Denn die Geförderten der Studienstiftung bilden eine Untergruppe, die schon mehrere Selektionsprozesse durchlief. Kompetente Leute mit Potential, die im vorgelagerten Bildungssystem nicht weitergekommen waren, kamen dafür gar nie infrage. «Wir können nicht etwas korrigieren, worauf schon während der Schulzeit zu wenig geschaut wurde», findet Direktorin Klara Sekanina. Mangelnde Vielfalt bezüglich sozialem Hintergrund sei stattdessen eine Folge der systemischen Strukturen.

Bescheidene Eliten

Lena zufolge beschäftigen sich jedoch viele der Geförderten damit, wie sie ihre Privilegien sinnvoll nutzen können und wie sie als Individuen und als Gruppe damit umgehen wollen, in einem der reichsten Länder zu leben. Ihr gefalle die selbstkritische Diskussionskultur. Auch die Studienstiftung selbst wird hinterfragt. Ein weiterer Diskussionspunkt bildet die Wahl der Aufenthaltsorte für mehrtägige Treffen. Die Nächte länger andauernder Veranstaltungen verbringen die Teilnehmenden oft in renommierten Hotels an verschiedenen Standorten in der Schweiz.

«Es gibt viele Leute, die einen tollen Beitrag oder interessante Gespräche initiieren könnten, die keine 5,3 haben.»

Auch Nicole findet das problematisch, «wenn du erfolgreich bist in einem Bereich, ist dann gleich der ganze Lebensstandard höher. Jugendherbergen wären auch eine tolle Option. Weshalb machen wir das nicht so und geben das Geld, das wir sparen, für weitere Weiterbildungen aus?». Das Kriterium des Notenschnitts ist ebenfalls ein viel besprochenes Thema unter den Geförderten. Wie Nicole erzählt, gelinge es weniger engagierten Mitgliedern besser, den Schnitt zu halten. Denn wer sich stark gesellschaftlich engagiere, könne weniger Zeit ins Lernen investieren. Ausserdem betrachtet die Stiftung den Schnitt als Indikator für Begabung. Allerdings sind Begriffe wie «Talent» oder «Begabung» sehr vage und es gibt keinen einheitlichen Weg, diese Merkmale an Menschen festzustellen.

Wie sollte Begabung also gemessen werden? Ist es legitim, dass die Studienstiftung den Schnitt so hoch ansetzt? Im universitären Umfeld kann dies durchaus kritisch gesehen werden, denn Noten sind immer relativ. Sie hängen ab von jeweiligen Bewerter*innen und es gibt viele Differenzen je nach Disziplin oder Universität. «Meiner Meinung nach gibt es viele Leute, die einen tollen Beitrag oder interessante Gespräche initiieren könnten, die keine 5,3 haben», meint Lena dazu.

Tiefstapeln statt herausstechen

Ein anderer Aspekt, der mit dem hohen Schnitt zusammenhängt, sind die Konnotationen rund um systemisch erfolgreiche Menschen. Viele der Geförderten hätten Erfahrungen damit gemacht, als Streber*in gelesen zu werden und wüssten daher, wie es ist, Aussenseiter*in zu sein. Mitglied Nicole erzählt: «Es ist schwierig, wenn Leute dich als «overachiever» und daher als unsympathisch wahrnehmen. Da ist es schön, Teil einer Gruppe zu sein, in der die Einstellung, sich verbessern zu wollen, nicht stigmatisiert wird». So gesehen fördert die Stiftung einen Raum, in dem sich Privilegierte getrauen, über ihre Privilegien und Talente offen zu sprechen.

Obwohl diese Erfahrungen das Klima prägen und eine inklusive Kultur fördern, sei das nicht der ausschlaggebende Punkt, meint Lena. Sie empfindet die Darstellung als Selbsthilfegruppe für soziale Aussenseiter*innen als problematisch. «Da hat man sofort diese Bilder im Kopf, beispielsweise von Leuten, die nicht wissen, was Sarkasmus ist. Ich denke, dass es kein Problem ist, wenn man sich für sein Studium interessiert, sondern eher ein Privileg», erklärt sie.

«Bei vielen Studierenden mit dem richtigen Profil gibt es Hemmungen, sich zu guten Noten zu bekennen und sich zu bewerben.»

Vor allem in der Romandie scheint die Angst vor dem Streber*innenstempel ausgeprägt zu sein; diese Rückmeldungen bekommt die Stiftung von den Personen, die die Assessments durchführen. Geographische Unterschiede zeigen sich auch darin, dass vergleichsweise wenige – insgesamt 49 von 810 – der Geförderten aus Bern kommen. Die Mehrheit studiert in Zürich, vorwiegend an der ETH, wo auch deutlich mehr für die Stiftung geworben wird. Die Mobilisationsprobleme, wird intern vermutet, seien die Folge fehlender Informationen. «Viele kennen die Studienstiftung nicht und kommen deshalb gar nicht auf die Idee, dass sie beitreten könnten. Manchmal gibt es aber auch ein gewisses Misstrauen, was Begabtenförderung oder die Studienstiftung betrifft», so Sofie.

Durch die Hemmungen im Zusammenhang mit Noten wird das Elitäre der Stiftung somit zum Problem für die Organisation selbst. Lydia Tchambaz etwa ist überzeugt: «Bei vielen Studierenden mit dem richtigen Profil gibt es Hemmungen, sich zu guten Noten zu bekennen und sich zu bewerben».

Umso mehr scheint fragwürdig, dass die Stiftung Noten als wichtigsten Indikator für Begabung und Talent sieht. «Noten messen etwas, was nicht messbar ist, und versuchen in Zahlen auszudrücken, was eigentlich nicht in dieses System passt», meint Sofie. Wenn es nach ihr ginge, wäre es eine Überlegung wert, Noten ganz abzuschaffen. Denn sie würden eine Orientierung an abstrakten Richtwerten fördern, obwohl es eigentlich um Fähigkeiten wie kritisches Denken und um das Begreifen von Zusammenhängen gehe.

Die Antwort darauf, ob es legitim ist, Privilegierte zu fördern, hängt also stark mit unseren Vorstellungen zusammen, was wir unter «Talent», «Begabung» und «Engagement» verstehen und wie wir das zu messen versuchen. Es gibt sicherlich viele Leute, die gesellschaftlich engagiert sind und durch Förderung noch wertvollere Beiträge leisten könnten, die aber nicht über den vorgegebenen Notenschnitt verfügen. Da jedoch die Ressourcen für die Umsetzung der Förderprogramme begrenzt sind, ist es notwendig, gewisse Kriterien zu setzen, das sieht auch Sofie so. Ausserdem ist dies der Stiftung nicht eigen, sondern passt ins universitäre Umfeld, in welchem wir alle Teil einer Art Elite sind – ob wir nach der Matura eine Einladung erhielten oder nicht.

*Lena und Nicole heissen in Wahrheit anders. Sie wünschten, anonym zu bleiben.

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