Liebe Expertin #15

Illustration Expertin

Illustration: Tobias Bolliger, www.tobiasbolliger.ch

12. März 2019

Von und

Sandro (22) aus Wichtrach fragt:
Die Bankenkrise ist lange vorbei, 
ich habe trotzdem noch kein Geld. 
Warum?

Lieber Sandro

Es gibt ein Phänomen, das nennt sich «too big to fail»: Wer «big» genug ist, der muss sich um Geldsorgen nicht kümmern, selbst wenn er die Krise, deren Folge seine Geldsorgen sind, selber verursacht hat. Die «Biggen» werden also aus dem Grab, das sie sich selber geschaufelt haben, einfach wieder herausgehoben. Dass du, wie du antönst, nun aber mit leeren Taschen dastehst und auch Jahre nach der Krise, die du, so wage ich zu mutmassen, nicht einmal selber verursacht hast, noch immer darauf wartest, aus deinem finanziellen Loch herausgehoben zu werden, kann demnach nur daran liegen, dass du offenbar nicht «big» genug bist.

Ich habe trotz ausgiebigen Internet-Recherchen leider nicht abschliessend in Erfahrung bringen können, welche Kriterien erfüllt sein müssen, um das erforderliche Mass an «Bigness» erreicht zu haben. Ich kann deshalb nur Vermutungen anstellen: Die innere Grösse kann nicht als massgebliches Kriterium verwendet werden, da kann ich dich schon mal beruhigen. Diese These lässt sich mit einfachen Recherchen zu einigen UBS-Banker*innen rasch widerlegen. Es bleibt die Frage nach der Relevanz der Körpergrösse – wie gross bist du? Kläre eventuell bei Eltern, Arbeitgeber*in, Staat oder weiteren potenziellen Geldquellen ab, ob du mit deiner Körpergrösse bereits die erforderliche «Bigness» erfüllen könntest. Bist du eher klein gewachsen, wird es schwierig. Als letzter Ausweg sehe ich hier die mögliche Massgeblichkeit der «Bigness» im Sinne der Körperfülle – vermutungsweise könnte auch der BMI anstelle der eigentlichen Körpergrösse als Gradmesser dienen. Versuche, auch dieses Argument deinen potenziellen Geldgeber*innen glaubwürdig darzulegen. Solltest du auch hier noch durch die Maschen fallen, könnte eine Programmdiät, bestehend aus mehreren Big Macs täglich, Abhilfe schaffen. Und hör auf jeden damit Fall auf, am Hungertuch zu nagen, das erweist sich in diesem Falle als gefährlicher Teufelskreis.

Nun, ich hoffe, dir mit diesen Informationen wenigstens ansatzweise Erklärungsgrundlagen für deine anhaltende Mittellosigkeit sowie mögliche Herangehensweisen an eine goldigere Zukunft vermittelt zu haben. Bedenke einfach: Nicht jede*r ist «too big to fail». Solche Dinge müssen verdient sein, und die Rezepte dazu bleiben Wenigen vorbehalten.

In diesem Sinne: Big up und kapitalistische Grüsse,
Deine Expertin

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