Wenn das Studium nicht die erste Priorität sein kann

26. Mai 2025

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Ein Studium erfordert viel Zeit, Kraft und Energie. Für viele Studierende ist es daher zentraler Bestandteil ihres Alltags. Wie es drei Studentinnen ergeht, bei denen das Studium aus unterschiedlichen Gründen nicht immer an erster Stelle stehen kann, sollen die Geschichten von Annina, Annatina und Mara erzählen

Das Studium ist die schönste, unbeschwerteste Zeit im Leben, so heisst es. Doch längst nicht alle finden sich während des Studiums in der privilegierten Situation wieder, sich mit grenzenloser Hingabe dem Studium widmen zu können. Chronische Krankheiten, Behinderungen, sowie Care-, Lohn-, und Freiwilligenarbeit machen den Studienalltag vieler Studierenden komplizierter.

Wenn der Kopf plötzlich woanders ist     

Annina erfuhr kurz vor Beginn des fünften Semesters ihres Bachelorstudiums in Rechtswissenschaften von ihrer Schwangerschaft. Die Freude darüber war gross, doch die Herausforderungen, die dadurch auf sie zukamen, ebenso.  

Besonders in den ersten Monaten ihrer Schwangerschaft war Annina dauernd müde, ihr war speiübel und sie fühlte sich elend. Keine optimalen Voraussetzungen, um sich in einen Vorlesungssaal mit über hundert Studierenden zu zwängen oder in der Bibliothek stundenlang zu büffeln. Dass sie ihr Unwohlsein auch noch vor ihren Mitstudierenden geheim halten musste, machte die Sache nicht gerade leichter. Ständig am Rand sitzen zu wollen, viele Absenzen und wenig Motivation für das Studium führten zu unangenehmen Fragen. Überfüllte Züge mit schreienden Kindern, telefonierenden Geschäftsleuten und sandwichessenden Studierenden machten ihr immer mehr zu schaffen. Als die Situation untragbar wurde, unterbrach sie schliesslich das Studium.  

Einige Monate nach der Geburt ihrer Tochter wollte Annina das Studium wieder aufnehmen. Doch sich unter ständigem Schlafmangel auf die trockenen Studienbücher zu konzentrieren, bereitete ihr Schwierigkeiten. Nebstdem dass ihr Kopf jetzt mit einem Haufen anderen Dingen beschäftigt war, stellte sie auch grundlegende Unterschiede in ihrer Denkweise im Vergleich zu vor der Schwangerschaft fest: «Mein Gehirn funktioniert seit der Schwangerschaft plötzlich ganz anders. Es ist viel weniger aufnahmefähig und ich bin jetzt so schrecklich vergesslich.» 

«Mein Gehirn funktioniert seit der Schwangerschaft plötzlich ganz anders.» – Annina

Da Annina auf ihre Erstausbildung als Buchhändlerin zurückgreifen konnte, entschied sie sich schliesslich, das Rechtstudium definitiv abzubrechen. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass sie irgendwann weiterstudieren wird, Annina will aber realistisch bleiben. «Wenn es nur das Studium wäre, könnte ich es vielleicht nebst dem Muttersein schaffen. Ich möchte mich aber auch nicht in eine Abhängigkeit von meinem Partner bringen, indem ich gar kein Geld mehr verdiene. Studium, Erwerbsarbeit und Kleinkind sind mir momentan einfach zu viel.» 

Annina fiel es ab ihrer Schwangerschaft schwer, sich auf das Studium zu konzentrieren.

Wenn nicht viel Zeit zum Studieren bleibt 

Annatina wurde im zweiten Semester ihres Sozialanthropologie Bachelorstudiums schwanger.  

Ihre Schwangerschaft verlief angenehm, so dass es möglich blieb, währenddessen zu studieren. Neben dem Studium arbeitete sie in einem Berner Spital zu einem Pensum von sechzig Prozent als Hebamme. Nach der Geburt ihres Sohnes musste sie diese Stelle aufgeben, weil ihrem Wunsch, das Pensum zu reduzieren, nicht nachgekommen werden konnte.  

Dafür besuchte Annatina schon wenige Monate nach der Geburt ihres Sohnes wieder ein paar einzelne Vorlesungen. Die Abwechslung zwischen dem Muttersein und dem Studieren tat ihr gut. «Die kopflastige Beschäftigung an der Uni stellte ein gutes Gegengewicht zu der vielen Zeit, die ich zuhause mit der Betreuung verbrachte, dar.»  

Doch als Mutter zu studieren, bringt auch viele Herausforderungen mit sich. Die wenige Zeit, die zum Studieren bleibt, muss Annatina effizient nutzen. Doch das klingt oft einfacher, als es ist. Gerade beim Verfassen von Arbeiten fällt es Annatina schwer, in dem Zeitfenster, das ihr zum Studieren zur Verfügung steht, vorwärtszukommen. «Die Kreativität kommt in Wellen, die kannst du nicht erzwingen. Manchmal weiss ich daher, dass es besser wäre, eine Pause zu machen und später weiterzuschreiben, aber das kann ich mir halt nicht leisten, wenn ich weiss, dass ich mein Kind um 17 Uhr von der Kita abholen muss.» 

Auch vor grossen Prüfungen war es für Annatina oft fordernd, Studium und Familie unter einen Hut zu bekommen. Durch die Unterstützung ihrer Eltern, ihrer Freund*innen und ihres Partners, schaffte sie aber auch diese. «Ohne die Mithilfe meines Umfeldes bei der Betreuung hätte ich es nicht geschafft, zu studieren», so die junge Mutter. «Ich war unglaublich dankbar, konnte ich den Kleinen, wenn ich dringend noch eine Arbeit fertig schreiben musste, notfalls auch einmal am Wochenende von Vertrauenspersonen betreuen lassen.»  

Auch in finanzieller Hinsicht konnte sich Annatina auf ihr Umfeld verlassen. Dass das nicht bei allen Elternteilen der Fall ist, ist sie sich bewusst: «Für eine alleinerziehende studierende Person ist es sicher sehr schwierig, den Lebensunterhalt von sich und dem Kind zu bestreiten und gleichzeitig mehr oder weniger Vollzeit zu studieren, wie ich es konnte.» 

Das Studieren als Mutter brachte für Annatina auch soziale Schwierigkeiten mit sich.  An der Universität ist sie immer wieder Menschen begegnet, die direkt auf Distanz gingen, sobald sie erwähnte, dass sie Mutter sei. «Gewisse Studierende, die noch sehr jung sind, sind sich nicht bewusst, dass es auch Menschen an der Universität gibt, die nicht den stereotypischen Studierenden entsprechen.» Auch die Erwartungshaltung von Angestellten der Uni signalisierten manchmal, dass sie sich den Umständen und Möglichkeiten von studierenden Eltern eher weniger bewusst sind. Seitens der Uni wurden teilweise Erwartungen aufrechterhalten, die als Elternteil kaum erfüllt werden können. Wenn beispielsweise verlangt wird, dass an einer Abendveranstaltung teilgenommen wird, ist das für Eltern viel komplizierter zu organisieren als für Personen ohne familiäre Verpflichtungen.  

«Ohne die Mithilfe meines Umfeldes bei der Betreuung hätte ich es nicht geschafft, zu studieren.» – Annatina

Trotz der vielen erforderlichen Planung, die mit dem Studium als Mutter einhergehen, würde Annatina es wieder tun. Bereits ein Kind zu haben und noch zu studieren, brachte für Annatina auch viele Vorteile mit sich. Besonders Studiengänge, bei denen der Stundenplan frei zusammengestellt werden kann, bieten die Möglichkeit, die Betreuung gut zu planen. Hinzu kommt, dass in einer Vorlesung eher mal gefehlt werden kann, als das vielleicht bei der Arbeit möglich wäre. Die Flexibilität, die das Studium mit sich bringt, hat aber auch eine Kehrseite. Weil Vieles im Studium auf Selbstverantwortung beruht, fand es Annatina manchmal verlockend, etwas früher mit dem Studieren aufzuhören und schon einmal das Kind von der Kita abzuholen. «Ich schreibe dann am Abend noch ein bisschen an dieser Arbeit, dachte ich mir dann, aber am Abend war ich natürlich zu erschöpft.», so Annatina.  

Letztlich hat das Studieren und gleichzeitige Muttersein für Annatina mit dem Setzen von Prioritäten zu tun. «Es ist halt ein ständiges Abwägen zwischen den Bedürfnissen.» 

Wenn die kurze Pause zum Abpumpen reichen muss  

Die Universität Bern schreibt auf ihrer Webseite, sie sei sich bewusst, dass die beruflichen und wissenschaftlichen Wege ihrer Studierenden durch familiäre und andere Umstände mitgeprägt sei und dass sie diesen Lebenskontext bei den Studienbedingungen angemessen berücksichtigen wolle. Dass es tatsächlich Strukturen gibt, die studierenden Eltern helfen, zeigt das Beispiel von Annatina. Ein wertvoller Beitrag dazu, dass sie ihr Studium mittlerweile fast bis zum Abschluss gebracht hat, sieht sie im Angebot der Stiftung Kinderbetreuung im Hochschulraum Bern (KIHOB). Da diese Kindertagesstätte auf den Uni-Alltag eingestellt ist, können die Belegungszeiten jedes Semester dem Stundenplan angepasst werden.   

Auch die Räumlichkeiten zum Stillen, die von der Universität Bern angeboten werden, schätzte Annatina, um zwischen den Vorlesungen Milch abzupumpen. Mühsam sei einzig der Umstand gewesen, dass der Schlüssel für die Stillzimmer teilweise noch beim Hausdienst geholt werden mussten. Bis der Schlüssel organisiert war, war die 15-minütige Pause oft schon fast wieder vorüber.  

Die Universität Bern bietet auch Eltern-Kind-Räume an, die gemäss einem Factsheet der Universität als Arbeits- und Spielräume bei Betreuungsengpässen, als Besprechungszimmer, wenn Kinder mitgebracht werden oder als Ruheraum für Studierende oder Mitarbeitende mit Kindern dienen sollen. Annatina hat die Räume nur selten in Anspruch genommen. Sie findet die Idee dieser Räume zwar grundsätzlich gut, sieht das Angebot aber nicht ganz unkritisch: «Diese Familienräume könnten auch eine gewisse Vereinbarkeit suggerieren, die aus meiner Sicht nur wenig vorhanden ist. Ein Kind mit an die Uni zu nehmen, ist keine alltagstaugliche Lösung, sondern passiert nur aus der absoluten Not heraus. Wenn das Kind an der Uni dabei ist, resultiert daraus weder qualitativ hochwertige Familienzeit noch kann produktiv gearbeitet werden.» Trotzdem weiss Annatina die Angebote der Uni im Grossen und Ganzen zu schätzen. Lange wird sie die Angebote allerdings ohnehin nicht mehr in Anspruch nehmen müssen: Diesen Sommer wird Annatina ihren Bachelor abschliessen. Danach wird sie der Uni fürs Erste den Rücken kehren und sich ausschliesslich der Lohn- und Care-Arbeit widmen. Das passt gerade gut, denn Annatina ist mit ihrem zweiten Kind schwanger.  

Wenn die Krankheit das Steuer übernimmt  

Mara studierte Rechtswissenschaften in ihrem sechsten Semester, als sie im April 2024 krank wurde. Ein bakterieller Infekt im Ohr, so die Diagnose, als die vermeintliche Erkältung auch nach mehreren Wochen noch nicht abgeklungen war. Ein Jahr später weiss sie, dass dieser Infekt nur der Anfang einer langen Leidensgeschichte war. Nach unzähligen weiteren ärztlichen Tests und Untersuchungen bekam Mara endlich die Diagnose. Sie leidet an einem Chronischen Erschöpfungssyndrom (ME/CFS). Die Symptome, die mit dieser Krankheit einhergehen, sind eine extreme Beeinträchtigung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit, die von schwerer Fatigue begleitet wird. Hinzu kommen starke Schmerzen, bei Mara vor allem im Bereich des Kopfes und des Nackens und in den Gliedern. Die Ursachen respektive Auslöser dieser Krankheit sind weitgehend ungeklärt, nicht selten steht sie aber mit einem bakteriellen oder viralen Infekt im Zusammenhang.  

Maras Alltag wird seit Monaten vollumfänglich von ihrer Krankheit beherrscht. Wenn möglich, versucht Mara jeden Tag zu meditieren, um zu entspannen und ihr Nervensystem zu beruhigen. Danach schläft sie für mindestens eine Stunde, um neue Kraft für den restlichen Tag zu schöpfen. Wenn die Energie ausreicht, schafft Mara es nachmittags ab und zu, sich ein paar wenige Stunden auf eine Handarbeit, wie das Häkeln, zu konzentrieren. An besonders guten Tagen liegt abends noch ein sanftes Krafttraining oder ein Spaziergang von einigen Minuten drin. Weil Mara stark davon abhängig ist, in welcher Intensität sich die Symptome ihrer Krankheit im Verlauf des Tages entwickeln, bleibt es für sie unmöglich, zu planen.  

«Chronisch krank zu studieren, ist unglaublich isolierend.» – Mara

Für Vorlesungsbesuche reicht Maras Energie schon lange nicht mehr. In einem neuropsychologischen Test konnte eine verminderte Leistungsfähigkeit und Konzentrationsfähigkeit festgestellt werden. Obwohl es Mara schon damals schier unmöglich war, sich auch nur wenige Stunden zu konzentrieren, zwang sie sich im Sommer nach ihrem Krankheitsausbruch noch dazu, eine fünfstündige Prüfung zu absolvieren und im darauffolgenden Herbst verfasste sie eine kleine Arbeit. Mit einem enormen Kraftaufwand schaffte sie es damals, sich für ein paar Stunden am Tag hinter ihre Bücher zu setzen. Sich während der Lernphase mit ihren Mitstudierenden auszutauschen, war ihr hingegen nicht möglich. Dafür reichte die Kraft schlicht nicht aus. «Chronisch krank zu studieren, ist unglaublich isolierend. Es ist jeden Tag aufs Neue ein riesiger Kampf, das Studium und die Krankheit irgendwie miteinander vereinbaren zu versuchen», beschreibt Mara ihre Situation.  

Trotzdem zwang sie sich. Gemacht ist gemacht, dachte sie – und kassierte prompt die Quittung. Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich durch das Lernen beziehungsweise Schreiben massiv. Nach dem Verfassen der Arbeit im Herbst bekam sie einen Infekt, der sie im Heilungsprozess um Monate zurückwarf.  

Rückblickend stellt sie fest: «Könnte ich noch einmal zurück, würde ich mich dafür entscheiden, im April 2024 sofort alles, das mit kognitiver Anstrengung zu tun hat, abzubrechen.» Denn die kognitive Anstrengung war für Maras Genesung mindestens genauso kontraproduktiv wie die körperliche. Dass sie die Leistungskontrollen trotzdem absolvierte, hatte auch mit der Erkenntnis zutun, dass sich ihre Krankheit in eine chronische Richtung entwickeln wird. 

Jetzt trennt Mara noch eine einzige Prüfung im Umfang von 37.5 ECTS von ihrem Bachelorabschluss. Doch gerade durch den riesigen Umfang der Prüfung ist der Abschluss des Studiums für Mara in weite Ferne gerückt. Während es für Mara künftig unter grossem Kraftaufwand wohl noch knapp möglich wäre, eine zweistündige Prüfung zu absolvieren, bleibt es undenkbar, in absehbarer Zukunft fünf Stunden auf einem Stuhl zu sitzen und abzuliefern. 

Eine chronische Erkrankung löst oft eine Negativspirale aus, die auch vor dem Studium nicht Halt macht.

Wenn die Kraft nicht für die Prüfungsdauer reicht  

Auch gut gemeinte Angebote der Uni, wie Prüfungszeitverlängerungen, helfen im Fall von Mara kaum weiter. Grundsätzlich findet Mara das Konzept, ihr für die Prüfung mehr Zeit zu geben, um ihr etwas Stress zu nehmen, nicht schlecht. Gleichzeitig sei es aber auch illusorisch, zu glauben, eine Verlängerung der Prüfung um 45 Minuten bringe Vorteile, wenn schon die Prüfungszeit von fünf Stunden eine kaum bewältigbare Aufgabe für Studierende mit ME/CFS ist. Der Nachteilsausgleich in der Form von Prüfungszeitverlängerung ist in ihrem Fall daher unbrauchbar: «Ohne Anpassung der Prüfungsmodalitäten kann eine Person, die auf die Weise erkrankt ist wie ich, meiner Meinung nach nicht Rechtswissenschaften studieren.» 

Aus Sicht einer chronisch kranken Person wäre es gemäss Mara zudem match-entscheidend, dass Vorlesungen auf eine andere Art zugänglich gemacht würden als in Präsenz. Denn selbst für den Fall, dass sich Maras Zustand in naher Zukunft verbessern sollte, wird sie zuerst lernen müssen, sich wieder im Leben zurechtzufinden. «Sich in einen Vorlesungssaal mit über 100 Personen zu setzen, ist für mich noch unglaublich weit weg.»  

Die einzige Massnahme, die Mara im Hinblick auf einen Nachteilsausgleich für ihren Wiedereinstieg in das Studium für wirksam hält, wären Podcasts. Die könnte sie in ihrem eigenen Tempo und mit so vielen Pausen wie nötig anhören und sich so individuell auf die Prüfung vorbereiten.  Jeden Tag schon nur zehn Minuten studieren zu können, würde Mara schätzen. «Die Fatigue übernimmt in allen Lebensbereichen die Kontrolle. Weiterstudieren zu können, wenn auch nur zu einem ganz niedrigen Pensum, würde wenigstens eine gewisse Aufgabe im Leben mit sich bringen und das Gehirn mit Stoff versorgen.» 

Wenn die Uni weitere Massnahmen ergreifen würde 

Für Studierende mit chronischen Erkrankungen bestehen an der Universität Bern Möglichkeiten zu Krankschreibungen, Beurlaubungen, Nachteilsausgleichen in verschiedenen Formen, wie Prüfungszeitverlängerungen oder separate ruhige Räume. Überdies können bei längerfristigen Verzögerungen im Studium Härtefallgesuche gestellt werden, damit die Erhöhung der Studiengebühr bei Überschreitung der Studiendauer erlassen werden kann.  

Die Abteilung für Chancengleichheit berät Studierende zudem vertraulich zu verschiedenen Themen. Studierende, die an chronischen Krankheiten leiden, können etwa eine Beratung in Anspruch nehmen, in der versucht wird, mit den Betroffenen individuelle Lösungen in Bezug auf Nachteilsausgleich und Vereinbarkeit zu suchen. Zudem besteht ein Gratisangebot der Beratungsstellen Berner Hochschulen. 

Sicherlich sind all diese Angebote der Universität gut gemeint und unterstützen chronisch Erkrankte und Studierende, deren Ausgangslage in anderer Hinsicht erschwert ist, zu einem bestimmten Grad. Dass insbesondere der Nachteilsausgleich in der Praxis aber an seine Grenzen stossen kann, zeigt der Fall von Mara.  

Die Universität sei sich bewusst, dass es weitere Massnahmen braucht, um die Vereinbarkeit zu stärken, so Claudia Willen, Leiterin der Abteilung für Chancengleichheit der Universität Bern. Aus dem Chancengleichheitsplan 2025 – 2028, der im Vergangenen Februar von der Universitätsleitung verabschiedet wurde, geht etwa hervor, dass die Massnahmen für ein respektvolles und inklusives Studienumfeld überprüft werden sollen. Auch werden Raumkapazitäten zwecks bedarfsgerechten Ausbaus von Eltern-Kind-Infrastruktur und Angeboten für spezifische Zielgruppen regelmässig überprüft. 

Angesichts der aktuellen gesamtgesellschaftlichen Spardebatten, die vor der Universität nicht Halt machen, gelte es aber insbesondere auch, die bestehenden Massnahmen zu sichern und zu gewährleisten, so die Leiterin der Abteilung für Chancengleichheit der Universität Bern.   

Auch das Bedürfnis nach alternativen Prüfungsformen kann Claudia Willen nachvollziehen. Solche seien jeweils in den Prüfungsordnungen festgelegt und sollten von Studierenden mit Care-Aufgaben oder anderweitigem Bedarf mit den Dozierenden besprochen werden können. Die Unileitung macht keine Vorgaben bezüglich alternativer Prüfungsformen, weshalb es keine Homogenität zwischen den Fakultäten, respektive Departementen gibt.  

Bei den Angeboten für Studierende im Hinblick auf die Vereinbarkeit arbeitet die Universität zum Teil auch mit der SUB zusammen. So finanziert die Universität etwa diverse Initiativen und Veranstaltungen mit, die Studierende mit fordernden Ausgangslagen unterstützen sollen.  

Auch die SUB ist gefordert, ihre Strukturen weiterzuentwickeln, um die Vereinbarkeit von Studium und individuellen Lebensrealitäten besser zu ermöglichen. 

text: noëlle schneider
illustrationen: livia kauer

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Dieser Beitrag erschien in der bärner studizytig #40 Mai 2025

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