Wer neu im StudentInnenrat sitzt

27. Mai 2017

Von und

Diesen Frühling wählten die Studierenden den Rat der StudentInnenvertretung der Uni Bern neu. 
Dabei kam es zu einem Linksrutsch und die Wahlbeteiligung sank um fünf Prozent. Die Ursache 
für diesen Ausgang könnte in der Strategie der 
Fraktionen liegen.

Niederlande, Frankreich und Deutschland: Viele wichtige Länder wählen oder wählten in diesem Jahr, wer ihr Staatsgebiet führen soll. Auch bei der StudentInnenschaft der Universität Bern (SUB) standen Wahlen an. Während 21 Tagen im März konnten die Studierenden der Uni Bern das Parlament der SUB, den StudentInnenrat (SR), wählen. Als höchstes Entscheidungsgremium legt der SR die Leitlinien für die politische Arbeit der SUB fest.

Neue Zusammensetzung

Bis auf die Tuxpartei haben sämtliche Fraktionen der vergangenen Legislatur, das heisst die Parteien im SR, Kandidierende zur Wahl vorgeschlagen. Die Grünliberalen Uni Bern (GLP), die Jungfreisinnige Uni Bern (JF) und die Christliche Studierendenvertretung (W7) sind Listenverbindungen eingegangen. Ebenso das Sozialdemokratische Forum (SF) und die Jungen Grünen (JG).
Neu besteht der SR nun aus 13 Ratsmitgliedern vom SF (+4), 4 von Wirtschaftswissenschaften im Rat WIR (-4), 
8 der JG (+1), 9 der GLP (+2), 4 der JF (-1) und 2 von W7 (+0). Die von den Statuten vorgeschriebene Frauenquote von 40 Prozent ist erfüllt, da 20 Frauen in den SR gewählt wurden.

Misslungene Wahlstrategie?

An der neuen Zusammensetzung fällt auf, dass WIR und das JF zusammen fünf Sitze verloren haben, während das SF und die JG diese Anzahl gewinnen konnten – und gemeinsam mit 21 Sitzen die Mehrheit im Rat stellen. Trotz der Linksmehrheit glaubt Clau Dermont, Doktorand am Institut für Politikwissenschaften der Uni Bern, dass Anliegen der Rechten in den nächsten zwei Jahren nicht ungehört bleiben: «Im SR gibt es wechselnde Mehrheiten, die nicht immer nach dem Schema Links gegen Rechts funktionieren. Wollen die anderen Fraktionen mitgestalten, 
haben sie auch die Möglichkeit, Personen für den Vorstand aufzubauen – da passiert die Tagespolitik.» Ursachen für den Sitzverlust von WIR und JF sieht Dermont in der Wahlstrategie der Fraktionen: «Vor zwei Jahren hatten die WIR 30 Kandidierende und konnten viele Leute der eigenen Fachrichtung mobilisieren. Bei der aktuellen Wahl stellten sie nur acht Kandidierende auf, erreichten damit weniger Studierende und erhielten weniger Stimmen. Die reine Repräsentation einer Fachrichtung scheint somit nicht der Modus zu sein, der für den SR funktioniert, ausser man kriegt alle aus dieser Fachrichtung an die Urne.»

Positionen der SUB bleiben ähnlich

Wie stark werden die Studierenden die neue Zusammensetzung des SR spüren? Clau Dermont erwartet keine grossen Veränderungen bei den Positionen der SUB. Bei gewichtigen Anliegen wie Gebühren, Gleichstellung oder Mobilität entscheide nicht alleine der SR – die SUB gemeinsam mit dem Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS) seien aber ein wichtiger Einflussfaktor bei Kanton und Bund. Diese Arbeit habe das SF aber schon länger geprägt, indem es Vertreterinnen und Vertreter in den SUB- und VSS-Vorstand schicke.
SR-Präsidentin Katharina Schlit-
tler sagt, dass der Linksrutsch nur Auswirkungen haben könne, wenn an den SR-Sitzungen mehr Leute aus dem linken Flügel anwesend seien. Auch habe sie erlebt, dass rhetorisches Geschick und taktisches Vorgehen entscheidender seien als die Fraktionszugehörigkeit. Ob Schlittlers Prognose stimmt, wird sich in den nächsten Wochen zeigen, wenn der Rat über Anträge von verschiedenen politischen Fraktionen abstimmen wird. So wird zum Beispiel über die fehlende günstige Wohnmöglichkeit in Uninähe oder Leihvelos im Uniquartier diskutiert werden.

Mehr Wahlkampf gefordert

Die Präsidentin betont, dass die während der Vorlesungszeit regelmässig stattfindenden Sitzungen des SR öffentlich seien; sie freue sich, wenn Studierende, unabhängig ihrer politischen Gesinnung, mitdiskutieren würden. Bei den Wahlen aber war das Engagement der Studierenden gering: nur 1240 Studis machten von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Das entspricht 10.8 Prozent aller Berechtigten, fünf Prozent weniger als vor zwei Jahren. Clau Dermont stellt zwei Gründe für die tiefe Wahlbeteiligung fest: «Neben nationalen, kantonalen und kommunalen Wahlen und Abstimmungen sind Uni-Wahlen weniger präsent in der Wahrnehmung. Einige Studierende sind sich wohl auch nicht bewusst, was genau der SR und die SUB machen.» Carole Klopfstein, im SUB-Vorstand zuständig für die kantonale und universitäre Hochschulpolitik und Kommunikation, erklärt sich die tiefe Beteiligung durch den zurückhaltenden Wahlkampf der Fraktionen. Für die Wahlen in zwei Jahren wünscht sie sich, dass die SUB das Wahlmail ins KSL integrieren kann, damit dieses einen offiziellen Eindruck abgebe. Clau Dermont schlägt eine ähnliche Strategie vor, um mehr Studierende an die Urne zu locken: «Um eine hohe Partizipation zu erreichen, muss die SUB da stärker auftreten und die Wahlen besser bewerben. Etwa, indem sie die Wahleinladung per Post verschickt, wie es bei eidgenössischen Wahlen der Fall ist. Aber auch die Fraktionen im Rat sind aufgefordert, mit ihrem Wahlkampf die Studierenden zu mobilisieren.» Ob es ihnen gelingt, wird sich in zwei Jahren zeigen.

 

Neu gewählte SR-Mitglieder:

Patricia Fehrensen, Jungfreisinnige Uni Bern (jf)
Patricia Fehrensen, Jungfreisinnige Uni Bern (jf) Bild: zvg

Patricia Fehrensen, Jungfreisinnige Uni Bern (jf). Bild: zvg

Warum hast du dich zur Wahl gestellt?

An der Uni verbringe ich einen Grossteil meiner Zeit und arbeite an meiner 
Zukunft. Deshalb will ich dieses wichtige Umfeld aktiv mitgestalten.

Was erhoffst du dir von 
deiner Präsenz im SR?

Ich erhoffe mir durch mein Engagement liberales Gedankengut im Sinne von Sachpolitik vermehrt in den Rat bringen zu können.

Was studierst du und warum?

Ich studiere Rechtswissenschaft im zweiten Semester. Mich reizt die juristische Arbeit mit ihren zahlreichen Facetten.

Was machst du neben dem Studium und SR?

Ausserhalb der Uni setze ich mich für Kultur und Umwelt ein, indem ich unter anderem Führungen in der Stadt 
Langenthal und im Schloss Thunstetten mache und Mitglied der Umwelt- und Energiekommission der Stadt Langenthal bin. Zur Entspannung reite ich, spiele 
Videospiele und lese gerne.

 

Fabian Dali, Sozialdemokratisches Forum (SF)
Fabian Dali, Sozialdemokratisches Forum (SF). Bild: zvg

Fabian Dali, Sozialdemokratisches Forum (SF). Bild: zvg

Warum hast du dich zur Wahl gestellt?

Das ist einer gesunden Mischung 
aus Neugierde, Politiklust und freien 
Listenplätzen zuzuschreiben.

Was erhoffst du dir von 
deiner Präsenz im SR?

Auf politischer Ebene hoffe ich, den mit den Wahlen eingeleiteten Linksrutsch fortzuführen, um so eine sozial und öko-logisch verantwortungsbewusste Unipolitik sicherzustellen. Auf der Prozessebene bemühe ich mich um eine unbürokratische Vorgehensweise: Sinnvolle und gerechte Resultate scheinen mir wichtiger als Paragraphentreue (wer diesen Punkt nicht versteht, soll doch mal bei einer Ratssitzung vorbeischauen). Persönlich erhoffe ich mir von meiner Zeit im Rat, nebst Ruhm und Ehre, einen hoffentlich lehrreichen Einblick in das politische Handwerk.

Was studierst du und warum?

Ich studiere Philosophie im Major und Sozialwissenschaften im Minor. So etwa 6 Semester, vielleicht 8, je nachdem, wie man zählt. Für die Sinnfrage müsste ich jetzt zu weit ausholen, kurz: Ich denke gerne.

Was machst du neben dem Studium und SR?

Ich arbeite am Institut für Soziologie und in der Dampfzentrale, schaue regelmässig Tanz und Theater und bemühe mich um eine grundlegende Reform sozialer Normen und die Überwindung des Kapitalismus.

 

Joel Hurni, Christliche Studierendenvertretung (W7)
Joel Hurni, Christliche Studierendenvertretung (W7). Bild: zvg

Joel Hurni, Christliche Studierendenvertretung (W7). Bild: zvg

Warum hast du dich zur Wahl gestellt?

Meine Schwester fragte mich an, ob ich für ihre Fraktion antreten würde. Ich wusste, dass sie bereits im SR aktiv war und entschloss mich, für die Christliche Studierendenvertretung in den Wahlkampf zu ziehen. Ich habe mich schon immer für Politik interessiert und möchte im SR Erfahrungen sammeln.

Was erhoffst du dir von 
deiner Präsenz im SR?

Ich möchte mich für die Studierenden einsetzen, indem ich bei Abstimmungen und Diskussionen im SR darauf Acht geben werde, dass das Individuum nicht aus dem Blickwinkel fällt, was sehr oft und schnell passieren kann.

Was studierst du und warum?

Ich studiere Veterinärmedizin, womit ich einen Bubentraum verwirkliche.

Was machst du neben 
dem Studium und SR?

Ich mache ab und zu Sport, lese die 
«New York Times» und «Russia Today», züchte Pilze und ab nächstem Semester werde ich hie und da ein bisschen fischen.

 

Géraldine Danuser, Grünliberalen Uni Bern (glp)
Géraldine Danuser, Grünliberalen Uni Bern (glp). Bild: zvg

Géraldine Danuser, Grünliberalen Uni Bern (glp). Bild: zvg

Warum hast du dich zur Wahl gestellt?

Ich vertrete gerne die Anliegen meiner Kommilitonen und Kommilitoninnen. Die politische Arbeit interessiert mich sehr und ich finde es wichtig, sich für seine Überzeugungen einzusetzen. Hinzu kommt, dass es eine gute Möglichkeit ist, den Ratsbetrieb kennenzulernen.

Was erhoffst du dir von 
deiner Präsenz im SR?

Ich wünsche mir eine gute Zusammenarbeit und hoffe natürlich, mit den Anliegen meiner Studiumsgenossen und Studiumsgenossinnen Erfolg zu haben.

Was studierst du und warum?

Ich studiere Jus im vierten Semester. Anwältin zu werden, war schon als Kind mein Ziel. Es macht mir Spass, mit dem Gesetz zu arbeiten, Lösungen für Probleme zu suchen und über diese zu diskutieren. Deshalb fühle ich mich auch in der Politik wohl.

Was machst du neben 
dem Studium und SR?

Ich bin auch auf kommunaler, kantonaler und nationaler Ebene in der jglp und glp sehr engagiert. Daneben mache ich 
Sport, um fit zu bleiben und abschalten 
zu können. Mein Training besteht zum grössten Teil aus Kyokushinkai Karate, Kickboxen und Yoga. Zudem arbeite 
ich an den Wochenenden bei der Securitas AG als Ordnungsdienstspezialistin.

 

 

Dieser Beitrag erschien in der bärner studizytig #8 Mai 2017

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