Lieber Experte #16

Illustration Experte

Illustration: Tobias Bolliger, www.tobiasbolliger.ch

16. Mai 2019

Von und

Mia (26) aus Müntschemier fragt:
Welche Drogen soll ich nehmen?

Liebe Mia

Zuerst einmal möchte ich festhalten, dass du keinesfalls Drogen nehmen sollst. Zwar wäre es eine regelrechte Lüge, zu behaupten, in unserer Gesellschaft herrsche kein Konsumzwang – täglich wird uns zu verstehen gegeben, der Konsum von Gütern aller Art sei unerlässlich für unsere Wirtschaft und wer sich ihm zu entziehen versucht, säge an ihren Grundpfeilern. Nun können wir uns aber glücklich schätzen, dass die allermeisten Drogen in diesem neoliberalen Mantra nicht mitgemeint sind. Die Einnahme von Drogen soll schliesslich einer freien Entscheidung entspringen und dem Genuss dienen. Darum prüfe gut, wer sich benebelt! Und vor allem womit – was uns direkt zu deiner Frage führt.

Die Beantwortung derselben bereitet dem Experten vom Dienst einige Schwierigkeiten, denn Drogen sind ein weites (Gras-)Feld und Arten davon gibt es wie Koks in Escobars Villa. Doch lass uns das Thema mal ganz nüchtern (höhö!) betrachten und Schritt für Schritt vorgehen. Als erstes musst du dich entscheiden, ob du mit dem Betäubungsmittelgesetz in Konflikt geraten willst oder nicht. Falls nicht, bist du mit den gesellschaftlich akzeptierten Drogen Zucker, Koffein, Nikotin und Alkohol bestens bedient. Doch alles mit Mass. Ist dir illegal aber ill egal, stellt sich die Frage, was du mit deinem Trip erreichen willst. Willst du entspannen oder die ganze Nacht durchfeiern (Cannabis vs. Amphetamine)? Voll aufgepushed sein oder in psychedelische Tagträume abdriften (Kokain vs. Pilze)? Dann stellt sich die Frage nach deinen Vorlieben: synthetisch oder natürlich (LSD vs. Nachtschattengewächse)?

Falls du aber eine eindeutigere Antwort haben willst, kannst du dich an den Argumentationsmustern der Ethik orientieren. Hierbei musst du dir nur noch eine Frage stellen: Bist du Utilitaristin oder Deontologin? Daraus ergeben sich dann folgende zwei Möglichkeiten: 1) Konsumiere die Droge, bei der die Summe des Glückes aller Beteiligten am höchsten ist. 2) Konsumiere jene Droge, von der du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeingültiges Rauschmittel werde.

Doch egal welchen Weg du wählst, am Ende wirst du immer auf dieselbe Droge kommen: bsz! Besonders, wenn beim Rückwärtsblättern jedes siebte Wort auf den ungeraden Seiten auf dem Kopf gelesen wird, ergibt das einen psychedelischen Trip sondergleichen, der gleichermassen entspannt wie produktiv macht und ganz nebenbei deinen Horizont auf die Weltanschauung stellt und deinen Kopf erweitert.

Mit verstrahlten Hobbyapothekergrüssen aus dem Meth-Labor,
dein Experte aka Trip-Advisor

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